Internetkriminelle werden von Bamberg aus verfolgt

Bamberg. Immer mehr Straftaten werden heute im Internet begangen. Betrug, Wirtschaftsspionage, Erpressung, aber auch Handel mit Drogen und Waffen werden im sogenannten Darknet abgewickelt. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) ist seit anderthalb Jahren aktiv bei der Strafverfolgung von Internetkriminellen. Mit drei Staatsanwälten ermittelt sie von Bamberg aus derzeit in über 600 Fällen von Betrug, Kinderpornografie, Urheberrechtsverletzungen und Verbreitung von Schadsoftware. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz (SPD) hat sich bei einem Besuch im Rahmen seiner Sommertour vor Ort ein Bild gemacht, Oberstaatsanwalt Lukas Knorr und Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky informierten den Abgeordneten über die Arbeit der ZCB.

„Wir sind dazu da, sicher zu stellen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist“, erklärte Oberstaatsanwalt Lukas Knorr. Schwarz zeigte sich beeindruckt von der Arbeit des ZCB und gleichzeitig erstaunt, wie dreist und flexibel Straftäter im Internet operieren. Vor allem Wirtschaftsbetriebe seien immer häufiger Opfer von Erpressern, die vorher die Firmen-IT gehackt, Daten geklaut oder die Systeme mit Schadsoftware lahm gelegt haben, berichten die Staatsanwälte.

„Cyberkriminelle schwächen auch den Mittelstand“, stellte Knorr klar. Doch die betroffenen Wirtschaftsunternehmen scheuen oft die Öffentlichkeit, zu groß wäre der Schaden an der eigenen Reputation.

Die ZCB ermittelt aber auch bei Cyberangriffen auf sogenannte „kritische Infrastruktur“, zum Beispiel auf Kraftwerke oder staatliche Institutionen.

Die Räumlichkeiten des ZCB liegen absichtlich etwas versteckt. Kein Schild am Bürogebäude verrät, dass hier die Fäden der Strafverfolger zusammen laufen, die die Bayerischen Staatsanwaltschaften in Sachen Internetkriminalität vernetzen. Darüber hinaus schult das ZCB andere Staatsanwaltschaften und arbeitet auch international, etwa mit Interpol in Singapur, an der Strafverfolgung mit. „Internetbetrüger wechseln schnell und häufig ihre Serverstandorte, das macht die Strafverfolgung oft schwierig, weil die Zuständigkeiten der Ermittler oft an Staatsgrenzen enden, die Straftaten aber nicht“, weiß Andreas Schwarz.

Probleme macht den Ermittlern vor allem die eingeschränkte Vorratsdatenspeicherung, so berichteten die Staatsanwälte dem Abgeordneten, aber auch fehlende Kooperationsbereitschaft ausländischer Netzbetreiber und fehlende Kapazitäten bei der Polizei, um Daten auf beschlagnahmten Festplatten auszuwerten.

Fehlende Datenüberwachung und Vorratsdatenspeicherung

„Die Menschen haben verständlicherweise ein großes Sicherheitsbedürfnis. Der sorglose Umgang mit persönlichen Daten steht dazu aber im Widerspruch. Mir ist rätselhaft, warum manche Nutzer einerseits in puncto Vorratsdatenspeicherung dem Staat gegenüber misstrauisch sind, aber im Umgang mit Apps auf dem Handy ihre Daten völlig blauäugig irgendwelchen Firmen zur Verfügung stellen“, sagte Schwarz.

Zum Abschluss des Besuchs bei der Zentralstelle Cybercrime konnte Schwarz live einen tiefen Einblick ins „Dark Net“ nehmen, dem „Dunklen Netz“, in dem Kriminelle Drogen und Waffen verkaufen oder komplette kriminelle Dienstleistungen, Datenklau, Erpressung, Kreditkarten- und Online Banking Betrügereien und Falschgeld, anbieten. Auch der Amokläufer von München kam über das Dark Net zu seiner Waffe.

„Wir müssen dafür sorgen, dass Ermittler besser befähigt werden, Cyberkriminelle zu verfolgen“, resümierte Schwarz nach dem Termin bei der ZCB und plädierte dafür, das Darknet näher zu beleuchten.

Die Sommertour des Abgeordneten geht weiter. Bei der Bamberger Firma Computop hat sich Schwarz über Betrugsprävention bei Internetkäufen informiert. Am 2. August wird er einen Tag das ambulante Team der Palliativversorgung begleiten.

Letzte Beiträge

Links